"Ich habe Rücken!"

Volkskrankheit Bandscheibenvorfall -
Prophylaxe und Reha-Training für Zuhause

Im Rahmen meiner Trainer-Ausbildung habe ich mich intensiv mit dem Thema Rückenschmerzen beschäftigt. Vor allem auch mit der Pathologie des Bandscheibenvorfalls und dessen Ursachen.
Ergebnis dieser Arbeit ist ein
effektiver Trainingsplan für Zuhause.

Symptome

"Ich habe Rücken" ist ein Satz, den nicht nur Kunstfigur Horst Schlämmer mindestens einmal gesagt hat. Denn tatsächlich ist  es so, dass inzwischen Rückenschmerzen zur Volkskrankheit avanciert sind. 80 bis 90% der Erwachsenen westlicher Industrienationen hatten mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen.

Ein paar Zahlen

Von unspezifischen Rückenschmerzen betroffen ist in Deutschland derzeit fast jeder Dritte, wovon bis zu 33% sogar chronische Beschwerden entwickeln. Das wiederum ist eine der Hauptursachen für frühzeitige Arbeitsunfähigkeit. Die daraus entstehenden wirtschaftlichen Einbußen und die Belastung der Gesundheitskassen gehen in Milliardenhöhe, und sind in den letzten 15 Jahren exorbitant gestiegen. Am stärksten betroffen sind Menschen zwischen 30 und 50 Jahren.
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Unsere Wirbelsäule.
Die Achse um die sich alles dreht. Die uns trägt und alles verbindet.

Im normalen Alltag ist die Wirbelsäule vielfältigen Bewegungsabläufen und Belastungen ausgesetzt.
Eine Fehlbelastung wird oft erst dann bemerkt, wenn der harmonische Bewegungsablauf gestört ist, Schmerzen verursacht und die Menschen sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlen.

Rückenschmerzen können vielseitige Ursachen und Folgen haben.

In diesem Artikel stehen der „degenerative Bandscheibenvorfall“ und dessen Vorzeichen  im Fokus.
Auf anderweitig verursachte Vorfälle (Trauma, Tumor, Osteoporose, Leistungsturnen etc.), Diagnostik und medizinische Erstversorgung, gehe ich an dieser Stelle nicht explizit ein.


Eine Fokussierung auf den pathologischen Befund reicht meines Erachtens nach meist nicht aus. 
In einer Anamnese und erfolgreichen Therapie sind nach meinem Verständnis und meiner Erfahrung immer auch die „weicheren“ Faktoren ausschlaggebend und erfolgsrelevant. Wie Stress, Ernährung, Umfeld, psychische Belastung, etc.
Gerade in der spirituellen oder naturheilkundlichen Betrachtungsweise, spielt die Wirbelsäule, als unsere zentrale Achse, eine wichtige, „tragende“ Rolle.
Anatomie der Wirbelsäule, Funktion und Besonderheiten der Bandscheiben 

Als zentrale Stütz-und Bewegungsachse bildet die Wirbelsäule so etwas wie die
„Weltachse“ des menschlichen Körpers. Sie übernimmt verschiedene zentrale Funktionen:


A

Tragen/Lasten verarbeiten  

Lastverteilung bei axialer Kompression, Absorption von Biege- und Rotationskräften

B

Schützen

Knöcherner Schutz für das Rückenmark und die Spinalnerven

C

Stützen

Verspannung des gesamten Rumpfes und der hinteren (lumbalen) Faszie des Erector spinae (Rückenstrecker-Muskel) durch die, vor allem im lumbalen Bereich ansetzende, isometrische Kontraktion der schrägen
Bauchmuskulatur (M. obliquus internus, M. obliquus externus, M. transversus abdominis, M. quadratus lumborum) sowie der geraden Bauchmuskulatur (M. rectus abdominis)

D

Verankern

Ansatzpunkt und Ursprung vieler Muskeln

Die Wirbelsäule spielt nicht nur eine „tragende“ Rolle,
sondern ist auch eine wichtige Bewegungsachse.


 Die einzelnen Wirbelkörper müssen also sowohl stabil als auch beweglich miteinander verbunden sein.
Wirbelgelenke, Bandscheiben, Bänder und Muskeln ermöglichen diese komplexe Anforderung.

Die stapelförmige Anordnung der
24 freien Wirbelkörper kann in mehrere Segmente gegliedert werden

Kopfgelenke

C1-C7
Atlas und Axis. Ohne Bandscheibe.

Halswirbelsäule

C3 – C7
Größte Beweglichkeit, aber kaum passiv über knöcherne Strukturen oder starke Bandsysteme gesichert; Schulter-, Hals, und Rückenmuskulatur müssen große Haltearbeit verrichten; dauerhaft statische Muskelarbeit bei z.B. ständig gleichbleibender (Arbeits)haltung führt häufig zu Verspannungen

Brustwirbelsäule

Th1-Th12
Gut rotationsfähig; Bewegungsspielraum in der Extension durch Brustkorb und dachziegelartige Konstruktion der Wirbelkörper eingeschränkt

Lendenwirbelsäule

L1-L5   
Trägt die Hauptlast des Körpers; hoher Extensionsradius; ¾ aller Rückenbeschwerden gehen von hier aus;
größter Spielraum für Flexion und Extension liegt im Segment L4/L5; knöcherne Begrenzung bei Extension (Konvergenz der Facettengelenke);              Begrenzung der Flexion durch exzentrische Spannung des M. erector spinae und Spannung der Fasern, Bänder und Gelenkkapsel der divergierenden Seite; die Bandscheiben sind hier am höchsten

Kreuzbein

S1  
Ohne Bandscheibe Richtung Steißbein; mit dem Steißbein verschmolzen; fünf bis sechs knöchern verwachsene Wirbel- und Bandscheibenrudimente

Steißbein

S2
Drei bis fünf verkümmerte und verwachsene Wirbel mit eingeschränkter Funktion

Rückenmark, Spinalnerven und Wirbelarterien


Wirbelkörper und Wirbelbögen bilden einen Wirbelkanal, durch den das (aus dem Hirnstamm entspringende) Rückenmark  verläuft. Rückenmark und Gehirn bilden das Zentrale Nervensystem (ZNS). Dieses verläuft im Wirbelkanal bis zu Höhe des zweiten Lendenwirbels. Die weiterlaufenden Faserbündel laufen in der Cauda equina vereint im Wirbelkanal weiter nach unten.
Dem Rückenmark entspringen in regelmäßigen Abständen rechts und links insgesamt 31 Nervenpaare, die sich direkt wieder zu den Spinalnerven vereinigen, und durch das Zwischenwirbelloch aus dem Wirbelkanal geführt werden. Über diese Nerven werden Informationen und Impulse aus dem Rückenmark an die Muskeln des Körpers geleitet - und wieder zurück.
Die Mehrzahl der Muskeln wird aus verschiedenen Spinalsegmenten versorgt.
Es gibt aber auch sogenannte Kennmuskeln, die nur durch ein Spinalsegment versorgt werden, und deren Ausfall oder Beeinträchtigung einen eindeutigen Rückschluss auf die Lokalisation einer Nervenläsion bzw. Problematik in der zugehörigen Wirbelsäulenregion zulassen.
Diverse Reflex-Tests,  Sensibilitätsstörungen oder Schmerzen in zuordbaren Regionen lassen Rückschlüsse auf lumbale oder radikuläre Syndrome zu.
Im oberen Bereich der Halswirbelsäule (HWS) befindet sich zudem eine Vielzahl von Sensoren, die Impulse zur Verarbeitung von Bewegungen, Akustik, und visuellen Informationen wichtig sind. Bei Fehlfunktionen können demnach Motorik, Sehen und Hören beeinträchtig sein.
Eine weitere Besonderheit in der HWS sind die Querfortsätze, durch deren Öffnung die Wirbelarterien verlaufen. Sie entspringen der Aorta und sind für die Blutversorgung des Gehirns von großer Bedeutung.

Aufbau und Funktion der Bandscheiben


Kleine Helden die alles abfedern

Axiale Belastungen Richtung Schwerkraft werden über die Bandscheiben auf benachbarte Wirbelkörper bis zum Kreuzbein übertragen und von dort über die Iliosacralgelenke auf die Hüftgelenke weitergeleitet. Die Bandscheiben fungieren demnach als eine Art „Puffer“ oder Stoßdämpfer gegenüber Kompressions- und Scherkräften zwischen den Gelenkpartnern und ermöglichen deren Beweglichkeit. Sie begrenzen ebenso Zugbelastungen und erhalten die Spannung der Wirbelsäulen-Ligamente.

Astronauten sind nach wenigen Tagen im All bereits vier Zentimeter größer!

Die Bandscheiben nehmen halsabwärts Richtung Becken an Größe zu und machen rund ein Viertel der Länge der Wirbelsäule aus. Der Bewegungsspielraum ist im Segment mit der größten und höchsten Bandscheibe am größten.

Jede Bandscheibe besteht aus zwei Anteilen:
Einem äußeren Faserring (bestehend aus Bindegewebsfasern, im äußeren Teil zu 80% aus Kollagen), der sich an den Wirbelkörpern anheftet, und einem innenliegenden Kern. Dieser gallertartige Kern besteht aus zellarmem Gewebe und  zeichnet sich durch eine hohe Wasserbindungsfähigkeit aus
.

Ein Gramm Matrix des Bandscheiben-Kerns könnte bis zu 2 Liter Wasser binden!

Ab dem 4. Lebensjahr bilden sich die versorgenden Blutgefäße zurück und die Bandscheiben müssen regelmäßig Flüssigkeit aufnehmen, damit sie ihre Elastizität behalten. Der Wasseranteil der Bandscheibe nimmt im Alter nur geringfügig ab. Die Elastizität des Faserrings hingegen deutlich.

Um Flüssigkeit aufzunehmen bedarf es regelmäßiger Be- und Entlastung der Bandscheiben.    


Zum Beispiel: tagsüber Bewegung, nachts Entlastung.
Man kann es sich vorstellen wie ein Wasserkissen, in das die Flüssigkeit "eingewalkt" werden muss. Wegen dieser Flüssigkeitsaufnahme ist man morgens beim Aufstehen etwa 2cm grösser als abends, verliert jedoch 2/3 der gewonnenen Höhe schon in den ersten drei Morgenstunden. Astronauten beispielsweise sind nach wenigen Tagen im All bereits 4 Zentimeter, bei mehreren Wochen im All bis zu  6 Zentimeter größer. Bereits einen Tag nach ihrer Rückkehr werden die Bandscheiben wieder auf eine normale Größe zusammengepresst.
Bei Bewegungsmangel wird zu wenig Flüssigkeit in die Bandscheibe "geknetet" bzw. alte Flüssigkeit wird nicht ausgepresst und neue kann nicht gut aufgenommen werden. Die Bandscheibe wird spröde und rissig. Zudem wird die Kollagenneubildung gehemmt (Kollagen-Synthetisierung benötigt Sauerstoff), was den Faserring „brüchig“ macht.


180 kg Belastung auf 12mm Bandscheibe

Bei einem 75 kg schweren Menschen beträgt der Druck auf die unterste Bandscheibe im Stehen etwa 100 kg. Im aufrechten Sitzen (mit der natürlichen Lenden-Lordose) etwa 140 kg. Die Bandscheibe ist in diesem Fall gleichmäßig belastet. Beim Sitzen mit Rundrücken kann die Belastung bis auf 180 kg ansteigen. Noch ungünstiger wirkt sich dabei die dadurch entstehende keilförmige Wirbelkörper-Stellung aus. Die Bandscheibe wird einseitig belastet und der Gallertkern Richtung nach hinten (dorsal) gepresst, was den Druck auf den Faserring zusätzlich verstärkt.

Rückenschmerzen rechtzeitig ernst zu nehmen ist der
beste Schutz

98% aller Bandscheibenvorfälle befinden sich im lumbalen Bereich, also im unteren Rücken, und dort vorrangig im Segment zwischen L4 und L5, dem mit der größten Bewegungsamplitude. Viele Vorfälle sind symptomlos und werden in über 60% der Fälle bei älteren Menschen nur durch Zufall festgestellt. Sie können in verschiedenen Formen und Auspägungen auftreten (Protrusion, Prolaps, Sequester).
„Klassische Rückenschmerzen“ allerdings entstehen meist weit vorher, durch Verspannungen oder Dysbalancen in der Muskulatur.
Bandscheibenvorfälle in der HWS sind viel seltener, in der Brustwirbelsäule kommen sie so gut wie nie vor. Zu wenig Mobilität in der Brustwirbelsäule spielt allerdings eine große Rolle, als eine der möglichen Ursachen.

Symptome eines akuten Prolaps sind neben starken Rückenschmerzen (Lumbalgie) etwaige Schmerz-ausstrahlung in die Beine (Ischialgie) oder Arme (Brachialgie). In schweren Fällen kann es auch zu Ausfällen der Kennmuskeln oder Taubheitsgefühl durch die eingeklemmte Spinalnervenwurzel kommen. In sehr extremen Fällen sind auch Querschnittslähmungen oder Inkontinenzen möglich. Neueren Studien zufolge werden die Schmerzen allerdings nicht, wie bisher vermutet,  nur durch die Einklemmung des Nervs versursacht, sondern durch die Entzündung aufgrund der Immunreaktion.
Ausgetretenes Bandscheibenmaterial kann mit der Zeit dehydrieren, Flüssigkeit verlieren und im Volumen abnehmen, wodurch sich der Druck auf den Spinalnerv von alleine verringern kann. In 70% der Fälle kommt es innerhalb eines Jahres zu einer Größenabnahme oder zum Verschwinden der Hernie.

Ursachen

Ein Bandscheibenvorfall kann viele Ursachen haben.
Meist sind dauerhafte Fehlbelastungen der Wirbelsäule und Bewegungsmangel die Hauptursachen.

Sitzen

Eine ständig sitzende (Arbeits-)haltung (Computerarbeit, Montagearbeiten nach unten) kann einen Hypertonus der Flexoren verursachen (M. pectoralis major, M. latissimus dorsi) und die Schulterblatt zentrierenden Antagonisten schwächen (Mm. rhomboidei, M. trapezius). In der Folge ergeben sich ein verstärkter Rundrücken, innenrotierte Arme, protrahierte Schultern. Parallel dazu ist die autochthone Rückenmuskulatur oft geschwächt (v.a. M. multifindus) sowie die Rumpfstabilität degeneriert (M. transversus abmoninis, M. rectus abdominis u.a.). Bei ständigem Sitzen sind zudem oft die Hüftbeuger verkürzt (M. iliopsoas), was zu einer übermäßigen Lenden-Lordose und damit starker Belastung der Bandscheiben führen kann. Fast immer wird im Zuge einer so entstandenen Haltungsschwäche die physiologische Lordose der HWS und LWS (Lendenwirbelsäule) aufgehoben. Die Scherkräfte können dann den Bandscheibenfaserring belasten und einen Bandscheibenvorfall auslösen.

Verspannungen

Die meisten cervicalen Bandscheibenvorfälle, also im Bereich der Halswirbelsäule,   werden durch eine dauerhafte Hypertonie (Überspannung) der Nackenmuskulatur verursacht. Die verspannte Muskulatur übt dann einen Dauerdruck auf die Bandscheiben aus, so dass auch in Erholungsphasen die Flüssigkeitsaufnahme begrenzt ist, die Bandscheiben nicht regenerieren können und zunehmen spröder und rissiger werden.

Stress

Eine weitere Rolle spielen psychische Belastungen und Stress. Auch das löst oft eine übermäßige Muskelanspannung aus. Wenn einem „der Stress im Nacken sitzt“ oder die „Situation untragbar ist“, wird dieses Bild auch im übertragenen Sinne deutlich. Mentale und physische Regeneration und entspannende Ruhephasen und Schlaf fehlen dann meist. In einem Naturheilkundlichen oder spirituellen Ansatz sieht man Zusammenhänge zwischen einzelnen Wirbelsäulenregionen und verschiedenen psychischen Belastungen. Überlastender alltäglicher Kleinkram wird beispielsweise der HWS-Region zugeordnet.  Im Lendenwirbelbereich schlagen sich eher existentielle Probleme nieder.

Übergewicht

Nicht zuletzt beeinflussen schlechte Ernährungsgewohnheiten und/oder Übergewicht das gesamte Immunsystem und den Stoffwechsel negativ, was ein weiterer Faktor sein kann, der Einfluss auf Gesundheit und Stabilität der Bandscheiben nimmt.




In selteneren Fällen kann eine Bandscheibe auch spontan beschädigt werden, beispielsweise wenn durch zu schweres Heben oder eine ruckartige massive Drehung des Oberkörpers der Fasserring reißt und daraufhin das gallertartige Gewebe austritt.

Prophylaxe und Reha-Training


    Viele Beschwerden basieren auf zu schwacher Muskulatur. Der Alltag wird immer bewegungsärmer, was Muskulatur die nicht benutzt wird verkümmern lässt. Diese zu reaktivieren ist jederzeit möglich, unabhängig von Alter und Geschlecht. Ob als Prävention, für allgemeines Wohlbefinden, oder als Reha-Maßnahme spielt meines Erachtens eine untergeordnete Rolle. Zielführend ist immer alles, was die Rumpfstabilität verbessert und eine Mobilität vor allem in Schultergürtel und Brustwirbelsäule fördert.

    Die eigene Körperwahrnehmung, das richtige Maß zwischen Stabilität und Entspannung, Starksein und Loslassen macht unsere Wirbelsäule zu einer stabilen und trotzdem mobilen Körperachse, die uns durch alle Lebenslagen trägt.

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Prophylaxe & Reha-Training
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In diesem bebilderten Plan findest Du die wichtigsten Übungen,
die zuhause jederzeit ohne Geräte machbar sind.


um zu

 1. Mobilisieren
2. Stabilisieren und kräftigen
3. Dehnen und entspannen

  Tipps für den Alltag

Tipps für den Arbeitsplatz

  Funktionelles Trainig für zuhause

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Ich geh wandeLn - eine Gehmeditation

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